Ich melde mich mal wieder mit einem etwas längerem Blogpost. Der aufgestaute Frust muss von der Selle geschrieben werden. Hier kommt Teil 1
Als ich vor 2 Jahren Plex entdeckte, war ich richtig beigesteuert. Das ging so weit, dass ich mir in einem Online-Shop sogar ein Plex T-Shirt kaufte. Auf dieses wurde ich auch angesprochen. Im Büro, wo ich erfuhr, dass Plex bei «Techies» durchaus beliebt ist, andere wollte einfach wissen, was diese Tool macht. Im Jahresrückblick 2022 vom Nerdfunk war Plex für mich sogar der Aufsteiger 2022.
Mittlerweile habe ich eine riesige Wut auf Plex und deren Mitarbeiter. Aber wie kam es dazu?
Ich habe im August 2022 meinen Plex Server auf einen Root Server gezügelt, damit ich ihn nicht mehr auf dem NAS haben musste. Dort habe ich mir richtig viel Speicher gegönnt und so hatte ich dort eine ziemliche Sammlung an Filmen, Serien und Dokus. Wie schon erwähnt, habe ich auch anderen Zugang gewährt. Allerdings nur einer Handvoll Personen, die ich persönlich gut kannte. Geld habe ich dafür natürlich nicht genommen. Plex Accounts werden verkauft, dass war mir bewusst, aber dazu später mehr.
Die Performance bei diesem Root Server war einfach genial. Der macht eben auch keinen „Lärm“, was beim NAS, welches in der Wohnung stehen würde, schon mal passieren kann. Zudem bezieht der Hoster die ganze Energie aus erneuerbaren Energien, was heute auch immer wichtiger wird.
Ich hatte dann sogar so eine Art Workflow mit Plex. Ich begann einen Film oder eine Serie bei mir daheim am TV zu schauen. Wenn ich am Wochenende ins Tessin zu meinen Eltern ging, habe ich auf dem iPad weitergeschaut. Ich habe zwar einen 4G iPad, aber leider ist die Bandbreite auf der Strecke nicht immer optimal. Im Gotthard-Basistunnel, der voraussichtlich bis September 2024 «geschlossen» bleibt, hat man zwar 5G. Doch die Bandbreite reicht wohl nur knapp für ein SD-Video.
Kein Problem. Film auf das iPad laden und dann offline schauen. Die Download Funktion ist recht komfortabel und wenn man die Datei löscht, wird der Speicher auch brav wieder freigegeben. Manchmal probiert die App aber trotzdem via mobile Daten zu streamen, also einfach in den Offlinemodus gehen. Mails und WhatsApp sehe ich sowieso auf dem Smartphone. Der Clou: Hat man wieder WLAN, wird die Stelle an den Plex Server übergeben. Ich kann dann auf der blueTV Box im Tessin weiterschauen, oder auf welchem Gerät auch immer.
Probleme hatte ich immer weniger. Manchmal gab es Codecs, an denen verschluckte sich Plex. Dann hat man eben eine andere Version heruntergeladen.
Ich war also total happy – Was kann da schon schiefgehen?
Welche Ironie. Es war ein Freitag im September. Ich war grad auf dem Weg ins Tessin über die Bergstrecke. Dort ist die Abdeckung noch schlechter als im GBT. Ich schaute, wie Gordon Ramsay nach neuen Talenten sucht. Auf dem Smartphone bemerkte ich eine Mail von Plex.
We’re contacting you to let you know about an upcoming action that is likely to affect your Plex Media Server setup. You’re receiving this notice because the IP address associated with a Plex Media Server on your account appears to come from a service provider that hosts a significant number of Plex Media Servers that violate our Terms of Service.
Due to the large-scale violations occurring from that hosting provider, we will be taking action soon to block access and activity from Plex Media Servers hosted by that provider. We will start these blocks on Thursday, October 12, 2023.
Ich dachte zuerst an einen Fehler, aber schnell fand man Blogposts und auch einen Thread im Forum von Plex.
Ein einer arroganten Art äusserte sich ein Mitarbeiter von Plex. Ich kochte vor Wut!
Aber was ist passiert? Es haben also Leute gegen die Nutzungsbedingungen von Plex verstossen. Ja ein paar wenige Leute verlangen Geld für ihre Plex Server. Ich wurde auch 2019 mal angesprochen, habe aber dankend abgelehnt, da ich ja weiss, wie man an solche Sachen kommt. Die Person hat seinen Plex auf seinem eigenen NAS im Keller gehosted und verfügte über eine Glasfaserleitung. Somit würden ihn wohl die zusätzlichen Zuschauer nicht stören und er hat einen Betrag an seine Stromrechnung.
Wer ist eigentlich Plex? Die Spur führt in die Schweiz. Plex GmbH, Hansmatt 32, 6370 Stans, Switzerland. Das ist nicht Doxxing! Jeder, welcher Mails von Plex bekommt, kennt diese Adresse. Viele wissen auch, dass eine GmbH im Handelsregister eingetragen werden muss. Siehe da, gibt es sogar ein Schweizer in der Geschäftsleitung. Oh ein Anwalt aus der schönen Surselva. Wieso wohl?
Für die Firmengründung wird keine Schweizer Staatsbürgerschaft vorausgesetzt, jedoch muss mindestens eine eingetragene Person einen Schweizer Wohnsitz aufweisen
Der weiss sich nicht mal was Linux ist. Ich habe ihn auch angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten. Fehlanzeige. Feigheit oder Maulkorb.
Ich habe Erklärungen gesucht, wieso Plex das macht. Es kann ihnen egal sein, ob der Plex Server bei mir auf einem Rasbi mit 128 GB USB Stick oder einem 128 TB Server in einem Rechenzentrum läuft. Es kann ihnen auch egal sein, ob ich den Content mit einer oder 100 Personen share. Der Traffic geht schliesslich über meine Leitung und die Files werden nicht bei ihnen gespeichert. Sollte einer der 99 User zur Polizei gehen, habe ich das Problem. Ich meine – will man jetzt Microsoft belangen, weil es in Unternehmen ein Movies$ auf dem Fileserver gibt?
Nun ich habe da eine Theorie. Vermutlich merkt Plex auch, dass man von einem einmaligen InApp Kauf und ein paar Plex Pass nicht leben kann. Es gab diverse Entlassungen bei Plex. Also braucht man neue Methoden, um Geld zu verdienen. Die eine Möglichkeit wäre, selbst (noch mehr) Content anzubieten. Diesen würde man dann irgendwie lizenzieren müssen, aber A-Ware wird man kaum bekommen.
Wenn man auf der Website nach Inhalten sucht, sieht man bei welchen Kollegen diese verfügbar sind. Zusätzlich sieht man aber auch, bei welchen «grossen» Anbietern man die Serie sehen kann. Noch führt ein Klick aber einfach zur entsprechenden Website. Vielleicht möchte man eine Provision, falls jemand ein Abo abschliesst? Nun, auf dem Apple TV dürfte das schwer werden. Herr Cook wäre wohl «not amused».
Anyway: Ich bin ziemlich sicher, dass die Content-Mafia hier ihre Finger im Spiel hat. Ob eine Klage Chance hätte? Klar, es gibt sicher nicht nur Urlaubsfilme auf Plex Servern. Aber bei einem privaten NAS dürfte es nicht anders sein. Oder machte man es zur Bedingung, dass man über Content verhandelt?
In den Foren meldeten sich auch Leute, die bei sich nur wenig Upload oder keine IPv4 Adresse hatten, aber viel reisen. Somit ist so ein Root Server eine gute Möglichkeit trotzdem auf die eigene Bibliothek zuzugreifen. Einige wollten Plex sogar beweisen, dass nur sie auf den Server Zugriff haben. Plex stellte sich stur. Dabei wäre es doch ganz einfach gewesen. Offenbar können bis zu 100 Leute auf einen Plex Server Zugriff haben. Niemand kennt wohl so viele Leute, die an Filmen interessiert sind. Man hätte diese Zahl einfach senken können. Ehrliche Benutzer wären nicht betroffen gewesen. Einige kommerzielle Piraten haben offenbar mehrere Instanzen auf einem Root Server gehabt. Was das wohl ein Verwaltungsaufwand war? Schliesslich musste man sicherstellen, dass alle brav immer ihr Abo zahlen. Das wäre auch mit Leichtigkeit zu blocken gewesen. Hier liegt das Problem bei Plex: Auch wenn mein Kollege direkt von meinem Server streamt: Zuerst findet immer eine Kommunikation mit den Servern von Plex statt. Da kann Keith ganz einfach sagen «Du kommst hier nicht rein!»
Da Plex die zahlenden Kunden egal sind, musste man eben handeln. Man konnte immer noch hoffen, dass sie einen Rückzieher machen. Da ich ein paar Tage Ferien hatte, und das Wetter auch in der Sonnenstube nicht optimal war, konnte ich nach Alternativen suchen – ich hatte ja noch einen Monat Zeit. Mehr dazu in Teil 2.
Den Frust rauslassen ist eine Sache.
Aber sich nicht mal die Mühe zu nehmen die Rechtschreibkorrektur vor der Veröffentlichung zu verwenden ist für uns Leser einfach nur mühsam.
Es gibt keine „Selle“. Vielleicht aber eine Seele.
Du warst auch nicht „beigesteuert“, sondern vermutlich begeistert.
Den Raspberry Pi kann man verniedlichend Raspi nennen, aber nicht „Rasbi“.
Zum Thema selber:
Nimm einfach einen anderen Root-Server der nicht so häufig bei Plex geblacklisted wird und gut ist.
Oder verwende eine Software, die günstiger ist und nicht so abhängig vom Anbieter macht.
Nehme ich zur Kenntnis.
Das Thema, wieso ich nicht zu OVH ging, und welche Software ich jetzt nutze, kommt im nächsten Post.