In Riehen BS, aber auch anderen Dörfern ist ein Diskussion entstanden, wer das Kabelnetz betreiben oder besitzen soll. Kollege Wrzlbrnft äussert sich hier in einem Gastbeitrag.
Am 28. Februar stimmen die Einwohnerinnen und Einwohner in Riehen BS über die Zukunft des gemeindeeigenen «K-Netzes» (Kommunikationsnetzes) ab. Konkret geht es darum, welcher Provider künftig TV, Radio, Telefonie- und Internetdienste nach Riehen liefern soll. Geht es nach der Gemeinde Riehen, soll das Netz verkauft werden, und zwar an den Provider ImproWare aus Pratteln, der bereits diverse Gemeinden im Baselbiet sowie Kaiseraugst und Rheinfelden im Aargau versorgt. Aktuell sind über das K-Netz Riehen vollumfänglich die Dienste von UPC Cablecom verfügbar.
Ich als Gastverfasser dieses Beitrages habe lange Zeit im UPC-Netz in Basel-Stadt gelebt, seit einiger Zeit wohne ich nun in Binningen (seit April 2015 bei ImproWare, davor interGGA / Quickline) und habe damit sowohl Erfahrungen mit UPC, Quickline als auch ImproWare gemacht.
Es sei erwähnt, dass ich persönlich überhaupt kein Freund der ImproWare bin, hat sie mir hier im Frühling 2015 doch zahlreiche bei Quickline liebgewonnene TV- und Radiosender weggenommen (weswegen ich mittlerweile mangels Alternativen eher widerwillig bei einem langsamen DSL-Anschluss von Swisscom gelandet bin). Dennoch möchte ich den Versuch eines fairen und objektiven Vergleichs zwischen UPC und ImproWare sowie eine Vorhersage über die Auswirkungen eines Wechsels der Gemeinde Riehen wagen.
Weltkonzern vs. gefestigter lokaler Anbieter
Während UPC Cablecom als Teil von Liberty Global mittlerweile zu einem weltumspannenden Konzern gehört, handelt es sich bei ImproWare um ein KMU, das jedoch bei vielen bisherigen Kunden einen guten und zuverlässigen Ruf geniesst. Der Aufschrei war gross, als im Frühling verschiedene der «interGGA» angeschlossenen Gemeinden rund um Basel von ImproWare weg zu Quickline «zwangsmigriert» wurden. In Binningen beschloss der Gemeinderat gar, auf eigene Faust aus dem interGGA-Verbund auszusteigen ImproWare als Internet- und TV-Dienstleister zu behalten. Ende März 2015 wurde dieses Netz somit technisch an jenes der GGA Pratteln angeschlossen. In Dornach wurde kürzlich ebenfalls der interGGA-Ausstieg und die vollständige Rückkehr zu ImproWare im Laufe des Frühling beschlossen.
ImproWare scheint somit tatsächlich ein beliebter Provider zu sein, der von den Riehenern und Riehenerinnen mit Kusshand aufgenommen werden müsste, hat sich UPC Cablecom in den letzten 5-10 Jahren ja nicht gerade einen besonders guten Ruf erarbeitet (auch wenn der Beitragsschreiber selber eigentlich kaum schlechte Erfahrungen mit UPC gemacht hat). Auch in der aktuellen Diskussion um den Verkauf des K-Netzes Riehen hat sich UPC nicht grade mit Ruhm bekleckert.
Aber worin unterscheiden sich die beiden Anbieter überhaupt?
UPC verfügt über ein grosses Repertoire an TV- und Radiosendern, darunter auch zahlreiche (teils exklusive) Pay-TV-Programme, macht diese abseits des kostenlosen Basisangebots aber nur via Horizon-Mediabox oder der restriktionsbehafteten DigiCard im CI+-Verfahren zugänglich, wobei ich in «meiner» UPC-Zeit bis Mitte 2014 nie Probleme mit Aufnahmen auf meinem ARION AC-2710 VHD PRCI+ und dem Exportieren derselbigen hatte. Beim Internet werden mittlerweile bis zu 500 Mbit/s geboten, mit «UPC Wi-Free» stehen dem Kunden zehntausende WLAN-Hotspots in der Schweiz und den anderen UPC-Ländern frei zur Verfügung. Zusätzlich lässt sich wie z.B. beim Konkurrenten Swisscom das Festnetz-Abo auch mit einem vergünstigten Mobilfunk-Abo verknüpfen, welches technisch über die Netzinfrastruktur von Salt läuft.
ImproWare verfolgt hingegen eine wesentlich freiere Philosophie. Auf Grundverschlüsselung wird löblicherweise seit Beginn an verzichtet. Für fast alle Programme (einige italienische Sender ausgenommen) gilt der Ansatz «was für uns frei empfangbar ist, leiten wir auch frei weiter». So sind beispielsweise auch BBC Two HD oder zdf_neo HD frei und ohne jede Restriktion verfügbar. Für die (wenigen) via Thurcom bezogenen Pay-TV-Programme genügt nebst SmartCard ein Conax-Modul nach dem bewährten CI-Standard. Auch die HD-Sender der RTL- und der ProSiebenSat.1-Gruppe können hier ohne Einschränkungen entschlüsselt, aufgenommen und ggf. weiterverwertet werden. Als kleiner Kabler fehlt der ImproWare aber der Zugang zu grossen Pay-Content-Anbietern. Zwar sind die Pay-Programme der RTL-Gruppe, von Viacom und NBC Universal vertreten, andere grosse Namen wie Turner Entertainment (TNT Serie, Glitz, Cartoon Network, Boomerang), ProSieben FUN, kabel eins classics oder die HD-Versionen von Eurosport 1+2 fehlen jedoch. Auch werden neue TV-Sender oft erst mit Wochen oder Monaten Verzögerung aufgeschaltet. Puls 8 etwa gab es erst rund 2 Monate nach Sendestart, auf die HD-Versionen von DMAX, der Viacom-Programme VIVA/Comedy Central, Nickelodeon oder MTV musste man mitunter über 1 Jahr warten. Auch weitere «Gimmicks» wie ein verknüpftes Mobilangebot oder Wi-Free sucht man bei ImproWare vergebens. Eher wenig relevant dürfte für die meisten das stark reduzierte Angebot an digitalen Radiosendern sowie der Wegfall des Stingray-Music-Angebots (ehemals MusicChoice) sein.
Im Internet müssen Poweruser Abstriche beim Speed machen (300/15 Mbit/s statt 500/50 Mbit/s), hingegen kann bei ImproWare der Einsatz von Netflix-Content-Servern für manchen interessant sein. Das Streaming von Netflix-Inhalten dürfte damit spürbar stabiler und besser werden. Punkten kann ImproWare auch im Support-Bereich, wo Anfragen meinerseits in der Regel rasch und unkompliziert beantwortet wurden. Auch bei der Mindestvertragsdauer zeigt sich ImproWare oft wesentlich flexibler als UPC.
Zusatzkosten durch Wechsel
Vielen sauer aufstossen werden bestimmte einmalige Zusatzkosten, die sich durch den Providerwechsel ergäben. Verschiedene UPC-eigene Apparatschaften werden den Dienst in einem anderen Kabelnetz verweigern. Während auch ImproWare das Kabelmodem während der Vertragslaufzeit kostenlos zur Verfügung stellt, ist zu erwarten, dass Horizon- oder sonstige UPC-Mediaboxen kurze Zeit nach Umstellung nicht mehr nutzbar sind, da dort die Setup-ID von UPC fehlt, bzw. diese keine Authentifizierungssignale mehr für eingesetzte Smartcards erhalten. Auch auf Aufnahmen auf der Box kommt man danach voraussichtlich nicht mehr ran.
Auch die DigiCard wird danach nutzlos. Zwar sind bei ImproWare die allermeisten Programme ohnehin FTA empfangbar, wer aber weiterhin RTL oder ProSieben in HD sehen möchte, muss sich bei ImproWare ein Conax-Modul (CHF 59.-) sowie eine neue Smartcard (CHF 30.-) besorgen. Zumindest in meinem Fall in Binningen wurde bei der Umstellung nichts kostenfrei ersetzt und ich bin auf den Kosten für Modul + Quickline-Smartcard, die ich nicht mal 1 Jahr nutzen konnte, sitzen geblieben.
Wie sieht es preislich aus?
Anbei möchte ich drei Beispiele auflisten (günstigstes Abo, „Durschschnittsnutzer“ und Poweruser/teuerstes Abo) (Stand: 18.1.2016)
Vergleich günstigste Abos:
UPC Kombination Basic Internet + Basic Phone 0.- CHF
(2/0,2 Mbit/s unl.; 70 TV-Sender; kein Replay; keine Telefon-Flat)
ImproWare Due Light: 19.90 CHF
(20/2 Mbit/s 4 GB; 180 TV-Sender; kein Replay; unl. CH-Telefonie zus. 9.90 CHF)
UPC bietet ihr Basispaket „kostenlos“ an (hinzu kommt sowohl vor als auch voraussichtlich nach dem Providerwechsel die Grundgebühr von 17.- CHF/Monat), dieses liefert mit 2/0,2 Mbit/s aber eine äusserst bescheidene Geschwindigkeit, wie sie Anfang der 00er-Jahre noch Standard war. Bei ImproWare geht es ab 20/2 Mbit/s los, diese Dienstleistung kostet 19.90 CHF im Monat. Zusätzlich existiert bei diesem ImproWare-Abo ein Datenlimit von 4 GB. Jedes weitere MB wird mit 0.008 CHF veranschlagt (maximal aber 45 CHF).
Beim TV-Angebot handelt es sich sowohl bei UPC als auch bei ImproWare um die ohnehin frei eingespeisten Programme, die so oder so ohne irgendwelche Zusatzboxen, DigiCards oder ähnlichem Zubehör empfangbar sind. Diese können auch empfangen werden, wenn überhaupt keines der Internet- oder Telefonieangebote genutzt wird (DVB-C-tauglicher Fernseher und natürlich ein aktiver Kabelanschluss vorausgesetzt).
Vergleich „Durchschnitts“-Kombinutzer (TV / Telefon / Internet)
UPC Horizon Start Trio: 79 CHF
(100/10 Mbit/s; 135 TV-Sender; Replay 30h; unlimitierte CH-Telefonie)
ImproWare Tre Economy Pro 82.90 CHF
(75/7 Mbit/s; 180 TV-Sender*; Replay 7 Tage; unl. CH-Telefonie zus. 9.90 CHF)
ImproWare Tre Premium Pro 102.90 CHF
(150/10 Mbit/s; 180 TV-Sender*; Replay 7 Tage; unlimierte CH-Telefonie)
* = jeweils 1 Pay-TV-Paket kostenlos enthalten (je nach Paket zusätzlich zwischen 4-8 weitere Sender)
Die Angebote von UPC und ImproWare für den „Durchschnittsuser“ lassen sich nur bedingt vergleichen. Tendenziell ist aber in beiden Fällen von höheren Kosten auszugehen. Während die Anzahl empfangbarer TV-Programme aufgrund der nicht angewandten Grundverschlüsselung wesentlich steigt, ist für Internetdienste und Telefonie auch hier in jedem Fall mehr zu bezahlen.
Vergleich Poweruser (teuerste Abos)
UPC Horizon Super Trio: 129 CHF
(500/50 Mbit/s; 180 TV-Sender; Replay 7 Tage; unlimitierte Telefonie CH und 33 weitere Länder)
ImproWare Tre Power Pro: 120.90 CHF
(300/15 Mbit/s; 180 TV-Sender*; Replay 7 Tage; unlimitierte Telefonie CH – keine int. Flat)
Während UPC bereits 500 Mbit/s anbietet, schafft es ImproWare nur auf 300 Mbit/s. Der Upload bei ImproWare ist sogar noch wesentlich geringer (15 Mbit/s statt 50 Mbit/s). Dafür ist das teuerste Angebot bei ImproWare auch monatlich rund 8 CHF günstiger. Für Netflix-Freunde kann hingegen der bereits oben in diesem Beitrag angesprochene Einsatz von Netflix-Content-Servern interessant sein.
Die oben angegebenen Vergleiche sind lediglich verallgemeinernde Beispiele, für den einzelnen Kunden kann es je nach Bedürfnissen auch zu günstigeren oder teureren Tarifen kommen, insbesondere wenn man auch das UPC-Mobilfunkangebot nutzt oder sich für die Nutzung der Wi-Free-Hotspots interessiert. Wer selber wissen will, welches Angebot sich mit einem Providerwechsel für ihn / sie verbessert oder verschlechtert, wird unter fündig.
Fazit
Allgemein bleibt zu sagen, dass neben der vermutlich gleichbleibenden Grundgebühr die Angebote von ImproWare eher teurer, der Kundensupport und das frei verfügbare TV-Angebot jedoch besser als bei UPC sind. Sicher ist auch die Verwurzelung als lokaler, „blockfreier“ Provider in Basel-Land sympathisch. Ebenfalls ist wie erwähnt damit zu rechnen, dass gewisse Hardware-Komponenten kostenpflichtig ersetzt werden müssen. Auch ein Suchlauf auf dem TV-Gerät sowie ggf. die Gewöhnung an neue Programmplatz-Nummern wird nach dem Wechsel unumgänglich sein.
UPC hingegen trumpft mit günstigeren Preisen, schnellerem Internetspeed, attraktiveren Pay-TV-Inhalten sowie innovativen Ideen wie das Wi-Free-Angebot im Ausland auf, gängelt seine Kunden aber mit Horizon-TV-Boxen bzw. der DigiCard mit ihren (bislang zugegeben nur spärlich eingesetzten) Aufnahme-/Wiedergaberestriktionen. Und letztlich mag UPC Cablecom als Teil des weltweit tätigen Liberty-Global-Konzerns so manchem ein eher mulmiges Gefühl bereiten.
Wie die Riehenerinnen und Riehener Ende Februar letztlich entscheiden, kann ich aus meiner „Binninger Warte“ freilich nicht beurteilen. Beide Provider haben ihre Vor- und Nachteile. Vom TV-/Radio- und Internetangebot sowie den technischen Innovationen her wäre es UPC Cablecom, von meiner politischen Einstellung sowie unter der Berücksichtigung der geringeren technischen Restriktionen gesehen ist es ImproWare.
Teleclub HD
Ganz davon abgesehen bleibt zum Schluss noch zu erwähnen: Sowohl bei UPC Cablecom als auch bei ImproWare kann auch das Teleclub-HD-Angebot abonniert werden. In beiden Fällen aber dasselbe gegenüber Swisscom TV stark kastrierte, aber trotzdem teurere Kabelangebot.
Mir fehlt neben all den technischen und preislichen Vergleichen der Ausblick in die Zukunft. Einen solchen Entscheid fällt man nicht mal schnell für die nächsten 3 bis 6 Monate. Welcher Anbieter investiert also wieviel in den Netzausbau? Wer setzt schneller kommende Technologien wie Docsis 3.1 (mit allen Vorteilen) ein? Wer bietet mir schneller moderne, schnelle Geräte als Modem oder WLAN-Router? Das sind wohl eher schwierig eruirbare Fakten, die wären aber für einen Entscheid mit einer Laufzeit von mehreren Jahren schon ebenso entscheidend.
Der Ausblick, wie es künftig weiter gehen wird, ist natürlich nicht ganz einfach, da ich weder Einblicke in die Geschäftspläne von UPC Cablecom noch von ImproWare habe. 🙂
ImproWare nutzt meines Wissens seit Ende 2012 Docsis 3.0 im „Regelbetrieb“, inwiefern man schon Vorbereitungen für Docsis 3.1 getroffen hat, ist mir nicht bekannt. Als Kabelmodems sind in erster Linie Geräte von ARRIS im Einsatz, bekannt sind mir ARRIS TM822 und (mit WLAN-Funktion) ARRIS TM862. Es kursiert aber auch die Aussage, dass ImproWare auch Fremdmodems ins Netz liesse. Verifizieren konnte ich das seinerzeit nicht.
ImproWare schaltet (als fast einziger Internet-Provider auf weiter Flur) seit jeher auch Fremd-Kabelmodems ohne Einschränkungen frei (solange es keine technischen Inkompatibilitäten gab, von denen aber keinerlei bekannt sind). Was es jedoch zu berücksichtigen gilt: ImproWare nutzt (US-)DOCSIS, wohingegen die anderen Anbieter (Quickline, UPC/Cablecom, etc.) EuroDOCSIS einsetzen. Bei DOCSIS nach US-Vorgabe sind die Kanäle 6 MHz breit, bei EuroDOCSIS 8 MHz. So lassen sich mit 3 EuroDOCSIS-Kanälen dieseben Daten durchs Netz leiten wie mit 4 (US-)DOCSIS-Kanälen; die US-Variante ist aber in der Kanalbelegung leicht flexibler, wenn z.B. Ortsfunknetzen bei der Frequenzlegung auswichen werden muss. Will ein Kabelkunde an einem ImproWare-Netz also ein eigenes Modem einsetzen, so muss dieses (US-)DOCSIS können (und nicht nur EuroDOCSIS, wie auf den anderen Netzen). Auch zu erwähnen ist, dass ein Kabelmodem mit der WAN-Mac beim CMTS der ImproWare eingetragen wird; dieses Kabelmodem kann also in jedem Unternetz, das vom ImproWare-Signal beliefert wird, genutzt werden. Geht also jemand aus Binningen zum Kollegen in Liestal (wo ImproWare neben UPC auf dem Netz ist), so kann er einfach das Kabelmodem mitnehmen, in die TV-Steckdose einstecken und weitersurfen.
In der Einleitung spricht Wrzlbrnft davon, dass ihm die _ImproWare_ im Frühling 2015 viele TV-Sender weggenommen habe. Das kann so nicht stehengelassen werden: es war die interGGA, die einen Signallieferantenwechsel vorgenommen hatte, der später von der Gemeinde Binningen in Eigenregie (ohne interGGA) rückgängig gemacht worden war. Nun: die drei in der Nordwestschweiz tätigen deutschschweizer Kabelanbieter (UPC/Cablecom, Quickline, ImproWare) bieten jeweils ein unterschiedliches TV-Angebot an: während bei ImproWare über 200 TV-Programme unverschlüsselt im Netz liegen, sind es bei Quickline ca. deren 130 und bei UPC nur gerade ca. 60. Verantwortlich dafür, welche der Paletten am heimischen Kabelanschluss vorliegt, ist zwar schon der Provider (also ImproWare, Quickline oder UPC); aber zuerst macht der Kabelnetzbetreiber eine Wahl, welchen Signallieferanten er die Signale in sein Netz speisen lässt. Binningen bezog bis zum 30. März 2015 das Signal von der interGGA. Diese hatte am 20. Mai 2014 die TV-Palette von ImproWare zu Quickline gewechselt; das hiess: nur noch ca. die Hälfte der freien Programme, und wer einen Receiver hatte, der nur mit MPEG2 etwas anfangen konnte, nicht aber mit MP4-Signalen, der hatte überhaupt kein Bild mehr – auf keinem einzigen TV-Kanal (der Ton kam aber noch). Dazu gab es aber eine erweiterte PayTV-Palette; das Signal kam nun ja über Quickline (und nicht mehr über ImproWare). Und genau die spricht Wrzlbrnft an. Am 30. März 2015 stellte nun die Gemeinde Binningen (in Eigenregie und nicht mehr im interGGA-Verbund) wieder auf das Signal von ImproWare zurück. Nun gab es wieder über 200 frei empfangbare TV-Kanäle, und MPEG2-Receiver zeigten wieder ein Bild. Ebenso waren aber auch jene PayTV-Kanäle wieder weg, die Quickline überträgt, nicht aber ImproWare. Dieser Signalwechsel wurde durch die Gemeinde Binningen veranstaltet (und nicht von ImproWare; letztere ist nur der Signallieferant); und auf die nimmt Wrzlbrnft bezug.
Wenn nun Wrzlbrnft davon Spricht, _ImproWare_ hätte ihm div. TV-Sender weggenommen, so ist das schlicht und einfach falsch! Das war nicht die ImproWare, sondern die Gemeinde Binningen, die die Beauftragung für die Signallieferung anders vergeben hat. Dass Wrzlbrnft nun gegen ImproWare wettert, trifft den falschen. Er hat inzwischen aber sein Problem auf eine andere Art gelöst.
Wrzlbrnft stellt die Frage nach dem Einsatz von eigenen Kabelmodems bei ImproWare in den Raum. Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass ImproWare jederzeit „Fremdmodems“ auf das Kabelnetz lässt, hatte ich doch jahrelang solche im Einsatz (im CMTS muss die Kabel-MAC eingetragen werden, und dann ist das Gerät angemeldet; es kann dann irgendwo im ImproWare-Netz genutzt werden, nicht nur an der angemeldeten Adresse). Bei UPC und QL besteht jedoch Modemzwang.
Seit geraumer Zeit stellt ImproWare den Kunden jedoch auch ein Kabelmodem zur Verfügung. Wer jedoch ein eigenes Kabelmodem einsetzen will, kann dies nach wie vor tun, solange es „keine Probleme macht“; und da DOCSIS ein Industrie-Standards ist, bei dem Interoperabilität eigentlich eine der Grundlagen ist, läuft das i.d.R. auch einwandfrei. Was jedoch zu beachten ist: es kann sein, dass mit einem Kabelmodem, das nicht den aktuellen Standard (DOCSIS 3.0/3.1; demnächst möglicherweise sogar 3.2) erfüllt, der Datendurchsatz möglicherweise nicht dem abonnierten Tarif entspricht. So ist es möglich, dass ein DOCSIS 1.0-Kabelmodem nur 600 kBit/s durchlässt, auch wenn der Kunde etwas wesentlich höheres gebucht hat.
Auch zu beachten ist, dass ImproWare DOCSIS nach US-Norm einsetzt und nicht EuroDOCSIS. Hintergrund ist, dass bei US-DOCSIS die Kanalbreite 6 MHz beträgt, bei EuroDOCSIS jedoch 8 MHz. Schaltet man nun 4 US-DOCSIS-Kanäle zusammen, ergibt das denselben Datendurchsatz wie 3 EuroDOCSIS-Kanäle. Da DOCSIS aber v.a. in tieferen Frequenzen Bandbreite belegt, wo in einzelnen Gemeinden auch Ortsfunkstationen arbeiten, lassen sich 4 Kanäle von schmaleren 6 MHz flexibler Handhaben als 3 Kanäle von 8 MHz. Meist werden dann mehrere Pakete von 4×6 (resp. 3×8) parallel zusammengeschaltet, um hohen Durchsatz zu erhalten.