Als ich diesen Blog gestartet habe, dachte ich nicht, dass ich mal so einen Artikel schreiben werde. Doch es ist passiert, daher auch der neue Claim vom Blog. Zuerst in kleinen Ortschaften und jetzt auch bei Cablecom. In Luzern hat man am 24. November den Wechsel ins digitale Zeitalter gewagt. Momentan sind analog noch ein paar wenige Hinweistafeln und ein sehr moderner Sender zu sehen, sonst ist auf den analogen Frequenzen nur noch Ameisenrennen zu sehen.
In den Medien habe ich fast keine Reaktionen gesehen. Auch auf Twitter schien es kaum negative Reaktionen zu geben. Sollte ich was verpasst haben, bitte entsprechende Links in die Kommentare.
Auf Nachfrage bei Cablecom meinte man, dass die Hotline kaum zusätzliche Anrufe bekam, die Help-Points aber rege in Anspruch genommen wurden. Scheint, als hätte man den Wechsel gut kommuniziert.
Wie kam es aber nur dazu? Ich denke der wichtigste Punkt ist der Stellenwert des Produkts „digitales Fernsehen“. Früher wurde es als zusätzliches Produkt oder gar als Premium Produkt vermarktet. Teilweise zahlte man dann „für den NDR“ bis zu 25 Franken. Als die Grundverschlüsselung dann gefallen ist, sind die Produkte verschmolzen – man sprach nur noch vom (HD) Kabelanschluss. Plötzlich konnten die vielen DVB-C Tuner das Grundangebot sehen und man hatte seinen NDR wieder. Auch wenn viele Leute ihre Röhre bis zum Schluss nutzen wollen, der Prozess der Geräteerneuerung geht weiter.
Mit dem Umwandler hat Cablecom dann noch die restlichen Kunden befriedigen können. Somit war für analoges Fernsehen schlicht fast keine Nachfrage mehr da. Natürlich, es gibt noch spezielle Konstellationen wie analoge Recorder oder Familie mit vielen Geräten, doch die hätten auch bei Swisscom oder Sat ein Problem.
Was in den Spitälern oder Hotels in Luzern passiert, weiss ich nicht. In einem Hotel, wie ich schon so oft sagte, dürfte das Problem aber eher klein sein. Steht dort tatsächlich noch ein Röhrenfernseher, müsste man diesen ersetzen. Da aber ein Flat-TV schon für gut 200 Franken zu haben ist, dürfte die Investition verkraftbar sein.
Kritiker mögen beifügen, dass eine Abschaltung gar nicht nötig ist. Schliesslich gibt es schon jetzt, wo es 17 analoge Sender gibt, frei Frequenzen. Doch früher oder später wird man diese benötigen. Die Geräte, die digitale Signale in analoge wandeln, dürften schon längst ausser der Garantiezeit sein. Zudem kann man so Frequenzen optimieren und Störungen vermindern.
So ist das Verhalten von Cablecom, und anderen Netzen, nur logisch. Die Schwierigkeit bei Cablecom ist natürlich die Masse der Kunden. Daher wird man nach Luzern wohl in Wellen abschalten. So kann man bei allfälligen Problemen besser reagieren, also wenn man überall den Stecker zieht.
Und was passiert mit den freien Frequenzen? Da wird kein Provider etwas sagen. Doch ich könnte mir folgende Dienste vorstellen:
Es wird sicher neue Kanäle für das Kabelinternet geben, schliesslich steigt der Traffic weiter an. Auch könnte man tiefe Frequenzen (Wo heute SRF1 oder RTL sind) für Upload brauchen. In Zeiten wo auch Heimanwender iCloud und co. nutzen ist ein hoher Upload wichtig.
Allenfalls passt man auch das Grundangebot an. Dieses ist in den Landesteilen unterschiedlich. So gibt es in der Romandie zum Beispiel i>Tele und MCM Top, aber kein WDR oder SuperRTL. Allenfalls gleicht man dieses Angebot ja an. Swisscom bietet ja schon länger ein landesweites Grundangebot an. Falls es wirklich so weit kommt, stellt sich die Frage, welche Sender in der ganzen Schweiz verbreitet werden. Bei einem Sender, der über TNT (das Wort für DVB-T in Frankreich) kommt, ist dies kein Problem. Bei Mezzo wird es schwieriger, da eine Aufschaltung mit Kosten verbunden ist.
Irgendwann 2015 wird das analoge Fernsehen in der Schweiz dann verschwunden sein. In der ganzen Schweiz? Nein, ein paar Dörfer in der Surselva und eine Baugenossenschaft leisten bekanntlich Widerstad – die Swisscom wird sich freuen!
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