Die Cablecom soll nicht mehr für den Bund tätig sein entschied der Bundesrat. Was den Wutbürger freut (siehe Kommentare), ärgert mich. Es ist natürlich wichtig, dass man sich nach der NSA Affäre Gedanken macht. Das beginnt schon dabei, ob man gewisse Fotos oder Dokumente auf seine Dropbox knallt oder eben wo ein Datacenter steht. Vielleicht sollte man aber auch das BÜPF mal wieder erwähnen. Es scheint mir, dass die meisten Befürworter dieses Entscheides wohl einfach ihren Hass gegen Cablecom (WDR Abschaltung noch immer nicht verdaut) ausleben wollen, als sachlich zu denken.
Nun, ich unterstütze auch gerne lokales Gewerbe. Meine neue Brille ist nicht vom Optiker, wo man alles anders machen würde, sie ist von einem lokalen KMU. Aber was unterscheidet Swisscom (oder andere) von Cablecom? Nun, klar, die Besitzverhältnisse. Aber ob Swisscom nur Geräte verbaut, die auch in der Schweiz produziert wurden? Wohl kaum. Was für Software kommt wohl zum Einsatz? Soviel ich weiss laufen fast alle Workstations bei Bund auf Windows. Redmont liegt, in den USA. Und dort kommt auch der NSAKEY her. Diverse Server beim Bund laufen wohl auch auf Windows. Und Router kommen wohl von auch von Cisco. Die sitzen auch irgendwo über dem Teich.
Was soll also diese ganze Willkür gegenüber der Cablecom? Hat sich Ueli Maurer über die Favoritenliste von Horizon geärgert? Hatte der Router von Frau Sommaruga Probleme mit dem Internet 500? Anders kann ich mir diesen Entschied nicht erklären.
Wenn wir uns Sorgen um Überwachung machen, dann reicht es nicht, einfach einen Anbieter abzuschiessen. Klar, als Unternehmen aus der Schweiz wirkt Swisscom natürlich auf den ersten Blick seriöser.
Aber wir sollten es unterlassen, unseren Frust, den wir allenfalls mit Cablecom hatten, an so einem Thema auszulassen. Ich hoffe also, die Gerichte korrigieren diesen willkürlichen Entschied schnellstmöglich.
Dazu zwei Fakten:
a) Der gleiche Bund hat vor kurzem für 80 Millionen Netzwerk-Equipment von Cisco gekauft. Von einer Firma, die in ihren Routern und Switches bis heute nicht 100% garantiert, dass weder die NSA noch sonst ein verbündeter Geheimdienst mitliest.
b) Die zum gleichen Zirkel gehörende Bundesanwaltschaft hat die Strafanzeige der Digitalen Gesellschaft https://www.digitale-gesellschaft.ch/ gegen „Unbekannt“ (eigentlich die NSA) als nichtig erklärt. Die mittlerweile publik geworden Begründung stinkt zum Himmel.
Was braucht man denn noch mehr an Details als die vom Tagesanzeiger erst kürzlich veröffentlichte Story über NSA-Hinweise auf Dschihadisten in der Schweiz?
Mir kommt jedesmal die Galle hoch, wenn ich solch stümperhafte Lügen und ekelhafte Heuchelei erkenne.
Für wie blöd halten uns die Leute beim BBL? Wenn sie Eier hätten, würden sie hinstehen und sagen: Wir werfen unsere Millionen lieber einer CH-Firma nach. Am allerliebsten der Firma, bei der wir Mehrheitsaktionär sind.
Aber das würde das Mass an Transparenz wohl endgültig zum Überlaufen bringen. Da spielt man doch lieber der ach so bösen US-Firma Cablecom den schwarzen Peter zu und hofft, die dümmsten Wutbürger erkennen die eigentlichen Hintergründe nicht.