Cablecom hat diese Woche ihre Film/Serien Flatrate myPrime vorgestellt. In ein paar Tagen wird auch Netflix in die Schweiz kommen. In gewissen Kreisen ist eine riesige Euphorie ausgebrochen. Natürlich melden sich auch die von mir geliebten „Billag Basher“ zu Wort. Ginge es nach denen, würde SRF Dank Netflix verschwinden. Aber ist das so?
Ich hatte eine Zeit lang einen US Account bei Netflix. Was mir sofort aufgefallen ist: Aktuelle Filme sind dort eher rar. Auch in den USA laufen die entweder auf Sendern wie HBO, oder sind via Video On Demand zu sehen. Auch aktuelle Serien findet man eher bei Hulu. Hulu hat eine riesige Auswahl an Serien, doch gibt es dort auch eigenartige Löcher in den Staffelarchiven.
Es ist klar, dass sich der Katalog von Netflix in der Schweiz sehr von den USA unterscheiden wird. Nur schon in UK gibt es sehr grosse Unterschiede.
House of Cards ist hier zuerst bei Sky (Teleclub) zu sehen. Im Free-TV liegen die Rechte bei Sat1, ORF und SRF. Es würde für Netflix (Schweiz) also schwer, diese Serie zu zeigen. Es ist natürlich nicht auszuschliessen, dass man einen Deal macht. So könnte man mit einem starken Zugpferd an den Start.
Ich denke, wenn man aktuelle Serien sehen will, weiterhin auf die bestehenden Anbieter ausweichen muss. Will man aber eine etwas ältere Serie sehen, vielleicht gleich alle sechs Staffeln Lost, dann kann man bei Netflix (Ich nutze Netflix jetzt als Synonym für alle diese Dienste) vielleicht fündig werden.
Daher glaube ich, liegen meine lieben „Billag-Polterer“ falsch. Am 12. September läuft auf SRF zwei die neue Staffel von Under the dome. Es kann natürlich sein, dass Netflix gewisse Serien zuerst bekommt. Doch wie ich die Verwertungskette kenne, gibt es solche Sachen eher zuerst im regulären TV, wobei ein Trend Richtung Pay-TV (Light) durchaus zu sehen ist.
Wenn ich aber sehe, wie gewisse Privatsender ältere Serien zum 123ten mal wiederholen, dann muss ich mich fragen, ob Netflix hier nicht eine Konkurrenz sein wird.
Ob myPrime, Netflix oder der kommende Dienst von Swisscom. Diese Dienste haben eines gemeinsam: Sie werden das lineare Fernsehen vorerst nicht ablösen, sie werden es aber ergänzen – teilweise ein wenig verdrängen. Cablecom hat dies an ihrer Pressekonferenz schön gezeigt. Der myPrime Dienst ist einer der vier Säulen unserer TV Unterhaltung und Live-TV ist noch immer eine davon. Natürlich, ein Replay (oder normaler Recorder) wird unsere Gewohnheiten ändern. Aber auch wenn ich die Tagesschau via Replay sehe, ich konsumiere noch immer Inhalte, die für ein lineares Angebot produziert wurden, einfach zu einer anderen Zeit.
Wie sich aber die Gewichte in fünf Jahren verschieben werden, kann ich natürlich nicht sagen. Genauso wie natürlich alles was ich jetzt geschrieben habe reine Spekulation ist.
Trotzdem: Ich freue mich auf den Start zu Netflix. Ich bin zwar nicht an dieser Launch Party dabei, aber dann teste ich eben das Angebot bequem von daheim. Ob ich es dann abonniere, werden wir ja sehen.
Der einzige Grund wiso wir überhaupt lineares Fernsehen haben, ist die ursprüngliche Limitation des Mediums – welche jetzt durch ausreichende Internet-Kapazitäten faktisch aufehoben ist. Wir sind es uns einfach gewöhnt dass die Nachrichten um halb 8 laufen und die Spielfilme um 20:15. Aber es ist wie du sagts, Netflix et al. werden das aktuelle angebot erstmal ergänzen, bis sie es fast vollständig übernehmen. Siehe Schallplatte -> Kassette -> CD -> iPod -> Spotify
Das einzige was wirklich eine Zeitlich feste Übertragungszeit benötigt sind noch Live-Übertragungen und vielleicht die Nachrichten.
Ich sehe neben dem Content-Problem auch noch ein finanzielles. Wer gibt z.B. 120.–/Jahr für 3 Jahre alte Filme aus (wie in MyPrime)? Wer bezahlt CHF 9.– für einen HD-‚Kino‘-Film on Demand?
Ich verwende hier bewusst nicht den Vergleich mit der kostenlosen, in der CH legalen, Quelle.
Aber irgendwie scheint den Preisgestaltern immer noch nicht klar zu sein, dass ein Angebot neben hoher Aktualität eben auch sehr günstig sein muss. Wieso soll ich Geld für Filme ausgeben, die ich auch selber schon aus dem Free-TV auf meine Festplatte hätte aufzeichnen können? Würde MyPrime zum Kabelgrundanschluss gehören, wäre das ein nettes Feature. Zusätzliches Geld ist das Angebot nicht wert.
Oftmals hört man das auch Argument, ein VoD-Angebot müsse einfach sein. Per Knopfdruck. Einen Film oder eine Serie einerseits damit sehen und andererseits damit bezahlen. Dem stimme ich zu. Aber ist mir das CHF 9.– für ein VoD-Film wert?
„Her“, „Spiderman 2“ oder „Noah“ habe ich in 1080p, DTS 5.1, mit Sprachwahl und Untertiteln in meinem Heimkino gesehen. Das könnte ich zu beliebigen Zeitpunkten uneingeschränkt wiederholen. Spätestens hier kommt man um den Vergleich mit anderen legalen Quellen nicht mehr drumrum. Dass mich die Filme in dieser Qualität keine CHF 27.– gekostet haben, dürfte niemand wirklich überraschen.
Ob Netflix an meiner Gewohnheit etwas ändern wird? Ich befürchte: Leider nicht.
naja die idee von netflix finde ich ganz gut. aber leider wird man das hier in der schweiz wieder zuregelementieren und mit überhöhten preisen anbieten. ich bezahl sicher keine 50 stutz im monat für serien die 10 jahre alt sind…
ich hoffe dass irgendwann mal nen dienst offiziell kommt der alle original serien anbietet und zwar sobald sie ausgestrahlt wurden… und solange werde ich keiner dieser ch dienste nehmen sondern lieber direkt im web zusammensuchen 🙂